Thoughts & Insights

MINDKISS – ein lebendig wachsendes Gemeinschaftswerk

Das MINDKISS Projekt hat in den zehn Jahren seit es in der Öffentlichkeit agiert, immer wieder ganz eigene, neue Wege eingeschlagen, um OUBEYs Kunst in die Welt und zu den Menschen überall auf der Welt zu bringen. Und so wie es aussieht, beginnt in diesem zehnten Jahr des Projekts, das eigentlich sein fünfzehntes Jahr ist, eine sehr vielversprechende nächste Etappe.

„Wie machen Sie das?“ wurde und werde ich als Initiatorin dieses Projekts immer wieder gefragt. Auf diese Frage gibt es verschiedene Antworten.

Finde die richtigen Partner

Die erste Antwort auf diese Frage lautet: Indem ich immer wieder die richtigen Partner finde, die sich für OUBEYs Kunst und dieses Projekt genauso begeistern können wie ich selbst. Die den Geist dieses Projekts verstehen, der immer noch der Geist ist, aus dem heraus OUBEY sein Werk erschuf in der kurzen Zeit seines Lebens. Denen es nicht um Ruhm oder Reichtum geht. Die Spaß daran haben, ihre außerordentlichen Fähigkeiten in den Dienst einer Sache zu stellen, die für jeden, der sich in dieses Projekt hinein begibt, eine Herausforderung besonderer Art darstellt. Eine Herausforderung, die aber auch Möglichkeiten und Freiheiten der Gestaltung und Mitgestaltung bietet wie man sie nicht überall findet. Denn diese Sache stellt so ziemlich alles in Frage und auf den Kopf was üblich oder normal ist.

Über die lange Zeit von fünfzehn Jahren hinweg immer wieder und auch jetzt, nach der dreieinhalbjährigen Projektpause erneut solche Partner gefunden zu haben, bezeichne ich als großes Glück.

Mach es wie OUBEY

Als ich das MINDKISS Projekt ins Leben rief, war ich allein. Anders und doch ähnlich wie auch OUBEY allein war, als er zwölf Jahre lang seine Bilder malte. Er brauchte den Rückzug aus der Öffentlichkeit, um die Bilder malen zu können, die in seinem Kopf entstanden – unabhängig von irgendeiner außenstehenden Meinung oder gar der Idee eines Verkaufs auf dem Markt.

Auch ich zog mich nach seinem Tod erst einmal zurück, sichtete sein Werk und vertiefte mich hinein. Das war gut, wichtig und richtig. Doch irgendwann kam der Moment, in dem für mich klar war, dass ich an die Öffentlichkeit gehen möchte mit seinem Werk, um das zu tun, was er am Ende seines Rückzugs vorhatte, aber selbst nicht mehr tun konnte. Mir war bewusst, dass ich zu diesem Zeitpunkt die einzige war, die das wollte. Also brauchte ich als „One Woman Enterprise“ auf jeden Fall Verbündete. Dennoch blieben OUBEYs Statements, seine Wünsche und Hoffnungen immer mein bester Kompass – bis heute.

Kümmere dich nicht um Ignoranten

Vor allem in den ersten beiden Jahren stieß ich bei meinen Erkundungen oft auf Unverständnis, Ignoranz, manchmal sogar auf Ablehnung. Zum Glück machte ich damals nicht den Fehler, den Grund hierfür bei OUBEY oder mir zu suchen, sondern da, wo er tatsächlich lag – bei der normierten selektiven Wahrnehmung dieser Menschen, die mir nichts zutrauen wollten, weil sie sich selbst nichts zutrauten – betriebsblind und befangen, in den gängigen Mustern ihres Betriebs verhaftet. Diese Erfahrungen habe ich nicht vergessen. Sie haben mich nicht geschwächt, sondern stark und widerstandsfähig gemacht in einer Zeit, in der das Nachbeben von OUBEYs Unfalltod noch täglich zu spüren war.

Lass dir Zeit

Meine Standhaftigkeit und Ausdauer zahlten sich aus. Es waren zunächst nicht die „großen“ Namen, sondern Menschen aus meinem näheren Umfeld, die mich aus anderen Kontexten kannten und denen ich von meinen Ideen erzählte, die sich für die Projektidee zu begeistern begannen. Irgendwann wusste ich was ich will und traf die bis heute nachwirkende wichtige Entscheidung, unabhängig von den etablierten Institutionen des Kunstbetriebs meinen eigenen Weg zu gehen und hierfür das Internet zu nutzen, wo ich genau das und nur das machen kann, was ich will und was nach meinem Verständnis auch in OUBEYs Sinn ist. An dieser radikalen Entscheidung fanden andere ihr ganz eigenes Vergnügen und begannen mich zu unterstützen, halfen mir dabei, Breschen in den Dschungel  dieser mir bis dahin vollkommen unbekannten Welt zu schlagen. Auch das habe ich nicht vergessen. Das war der Beginn des Gemeinschaftswerks, das ich heute hier zum inoffiziellen 15thAnniversary des MINDKISS Projekts einmal öffentlich würdigen möchte.

 Trau dich zu fragen

Zu den leisen Unterstützern aus Sympathie im Hintergrund kamen nach und nach immer mehr professionelle Partner hinzu. Mit ihnen arbeitete ich fünf Jahre lang hinter den Kulissen an dem, was 2010 dann mit dem Launch seinen ersten öffentlichen Auftritt im ZKM Karlsruhe feierte. Was sich danach entwickelte, war eine Kooperationsexplosion.

Menschen überall auf der Welt erklärten sich bereit, das Projekt zu unterstützen, indem sie entweder bereit waren, einem von OUBEYs Bildern vor laufender Kamera zu begegnen oder mir dabei halfen, weitere Partner für eine Station der Global Encounter Tour von San Francisco über Neuseeland bis nach Uganda zu finden. Menschen, von denen ich mir bis dahin kaum vorstellen konnte, dass sie sich je auf so ein Experiment einlassen und einen persönlichen Beitrag leisten würden. Dennoch fragte ich sie und die allermeisten sagten „Ja“. Die 25 Encounter Videos, die auf diese Weise zustande kamen, sind und bleiben eins der Fundamente des Projekts, denn sie zeigen unmittelbar und ohne weitere Erklärung, worum es in diesem Projekt eigentlich geht.

Sei offen für das Unerwartete und nutze den Zufall

Ich hatte die Hoffnung, irgendwann noch einen Encounter mit einem Ureinwohner Australiens zu machen, fast aufgegeben. Da hörte ich morgens auf dem Weg zur Arbeit einen Bericht im Radio über den Kampf der Maori für die Rückkehr der Schrumpfköpfe ihrer Vorfahren aus den Museen der Welt nach Neuseeland. Nie zuvor hatte daran gedacht, Maori zu fragen, ob sie vielleicht bereit wären, OUBEYs Kunst zu begegnen. Mit Hilfe der Radioreporterin, die ich ausfindig machte, kamen drei Encounters und ein halbes Jahr später sogar eine Station der Global Tour in einer Maorischule zustande.

Und die Idee einer Station der Tour in Uganda wurde bei einem internationalen Forum für Menschenrechte in Oslo geboren. Ein Freund, der ebenfalls an diesem Forum teilnahm, sprach in der Pause mit einem norwegischen Teilnehmer über das MINDKISS Projekt, woraufhin der mich spontan nach Uganda einlud, wo er seit vielen Jahren ein Kunst- und Ausbildungsprojekt für junge Menschen betreut. Ich gebe zu, dass ich einen Moment lang zweifelte, ob daraus wirklich etwas werden könnte. Der Zweifel war unberechtigt. Es wurde etwas ganz Wunderbares daraus.

Liebe was du tust

Das MINDKISS Projekt wäre niemals das geworden was es heute ist ohne die wunderbare Zusammenarbeit mit so vielen großartigen Partnern und Unterstützern, dass ich sie hier gar nicht alle nennen kann. Es war niemals der Geist einer Geschäftsbeziehung, der diese Zusammenarbeit getragen und beflügelt hat. Es war etwas, was ich eine liebevolle Hingabe nennen möchte. Liebevolle Hingabe zu finden in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit des Projekts ist für mich nichts, was ich selbstverständlich finde. Zumal es in diesen Kooperationen ja immer um eine Art von Dreiecksbeziehung geht: Auf den ersten Blick geht es um den jeweiligen Partner und mich. Aber es geht immer auch um OUBEY. Deshalb ist das Verständnis für OUBEY immer eine unbedingte Voraussetzung dafür, dass die Zusammenarbeit zu einem guten Ergebnis führt. Bisher führte sie immer zu sehr guten, manchmal sogar ausgezeichnet herausragenden Ergebnissen.

Bleib nicht stehen

Seit ich im letzten Jahr nach meiner Projektpause die Arbeit wieder aufgenommen habe, wird der Geist eines Gemeinschaftswerks in der Zusammenarbeit mit den aktuellen Partnern immer stärker spürbar. Wir arbeiten nicht nur punktuell in Einzelprojekten zusammen, um „Virtual Reality Experiences“, „Emotionale Resonanzbilder“ zu OUBEYs Kunst oder einen „OUBEY Explorer“ zu erschaffen. Wir verstehen uns auch als Kooperationspartner für die Roadshow, die im September im Rahmen des Science Fiction/Science & Art Festivals in Moskau ihren Kick Off haben wird – sofern COVID-19 es zulässt.

Lass es sich entwickeln

Let it happen – dieses Prinzip hat sich im MINDKISS Projekt über nunmehr fünfzehn Jahre hinweg bewährt. Natürlich muss ab einem bestimmten Entwicklungspunkt auch geplant werden. Doch bis dahin lebt die Qualität der Entwicklung von einem interaktiv und offen gestalteten Prozess des Zusammenwirkens.

Wir stehen nun am Beginn einer neuen Etappe, die mehr denn je von einem gemeinsamen Geist der kreativen Kooperation getragen wird in einem Prozess, der offener ist als alles bisher – ein Gemeinschaftswerk. Nicht zu wissen, wie es sich wohin entwickeln wird, lässt der Zukunft bewusst den Raum, den sie sich ohnehin immer nimmt – in Zeiten der Pandemie mehr denn je – und macht das Ganze noch einmal auf neue Weise interessant und spannend. Ich freue mich darauf.

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