Thoughts & Insights

Raumkolonien – Leben im All

Wir suchen nach Leben auf anderen Planeten, erforschen die Möglichkeiten der Existenz von außerirdischen Intelligenzen.

Vielleicht werden wir Menschen eines Tages selbst den Weltraum besiedeln? Kein zeitlich befristeter Aufenthalt in einer ISS-Forschungsstation, sondern eine Übersiedlung auf Dauer? Vielleicht müsste die Frage richtiger lauten: Wann werden erstmals Menschen in den Weltraum übersiedeln?

Die Vorstellung, dass wir Menschen uns dem Weltraum annähern, in dem unsere Erde schwebt und sich einmal im Jahr um die Sonne dreht, ihn zu bereisen oder sogar dort für eine gewisse Zeit zu leben, gibt es schon sehr lange. Fantastische Entwürfe der Science Fiction, aber auch wissenschaftliche Studien haben uns immer wieder dazu angeregt, diese Vorstellung nicht als Spinnerei abzutun, sondern an ihre Realisierbarkeit zu glauben.

In der Science Fiction finden sowohl Literatur als auch Architektur einen gestalterischen Ausdruck, der vielleicht aus unserer Sehnsucht herrührt, in die Ursprünge unseres Daseins vorzudringen und damit in gewisser Weise zu Ihnen zurückkehren zu können, um sie kennenzulernen und erforschen zu können.

Wie es gehen kann, die Gravitation zu überwinden, die Erdatmosphäre zu verlassen und in den Weltraum unseres Sonnensystems vorzudringen, hat uns die bemannte Raumfahrt gezeigt. Wie es aussehen könnte, Menschen in einer Raumkolonie anzusiedeln, hat unter anderem Fritz Haller in den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts entworfen. Die „Space Colony“, auf den Erkenntnissen einer MIT-Studie basierend, wurde für 1000 Bewohner geplant, denen sie als dauerhafter Wohn-, Arbeits- und Lebensraum dient. Der Kontakt zu Fritz Haller und die Berührung mit dem Projekt des Entwurfs von „Prototypischen Raumkolonien“ hat OUBEY in der frühen Zeit seines Architekturstudiums inspiriert und begeistert.

Dabei handelte es sich nicht um die stationäre Basis auf einem anderen Planeten wie z.B. dem Mars. Über solche Möglichkeiten wird zur Zeit in der NASA geforscht und rund 500 US-Bürger sollen sich laut einer Umfrage schon bereit erklärt haben, in eine solche Kolonie umzusiedeln – ohne Perspektive auf Rückkehr zur Erde. Im Entwurf von Fritz Haller geht es um ein sogenanntes „Orbital“, ein frei im All schwebendes riesengroßes Raumschiff, in dem 1000 Menschen ein künstlich geschaffenes Zuhause finden.

Interessant daran ist nicht nur die Frage der Ausgestaltung eines künstlichen, allein von Menschenhand geschaffenen Lebensraumes, sondern auch die Tatsache, dass es sich hierbei um einen hermetischen Lebensraum handelt, der räumlich abgegrenzt ist von dem ihn umgebenden Weltall und innerhalb dessen die Menschen sich aufhalten. Dies bedeutet nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine Herausforderung in der Gestaltung des sozialen Raums, der Gestaltung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Zusammenlebens auf dieser Insel im All.

Solche Entwürfe bewegen sich, wenn sie substanziell sind, deshalb immer auch im Grenzbereich sozialer Utopien, deren Verwirklichung im Laufe der nächsten fünfzig bis hundert Jahre weitaus wahrscheinlicher sein dürfte als manch einer das heute noch glauben möchte. Die freie Gestaltung eines solchen künstlichen Lebensraums von der ersten Stunde an käme einer kleinen Schöpfungsgeschichte gleich, an der sich die kollektive Intelligenz der menschlichen Spezies und ihre Fähigkeit, aus den Erfahrungen der eigenen Geschichte tatsächlich zu lernen, auf bisher nicht gekannte Art beweisen muss.

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