Thoughts & Insights
Kurze Geschichten zu den Sparks im OUBEY MINDSPACE – Episode 4: Raumkolonien
Wir suchen nach Leben auf anderen Planeten, erforschen die Möglichkeiten der Existenz von außerirdischen Intelligenzen. Vielleicht werden wir Menschen ja eines Tages selbst den Weltraum besiedeln?
Kein zeitlich befristeter Aufenthalt in einer ISS-Forschungsstation, sondern eine Übersiedlung auf Dauer. Vielleicht müsste die Frage richtiger lauten: Wann werden erstmals Menschen in den Weltraum übersiedeln?
OUBEY sprach bereits 1983 davon, dass die rasante Zunahme der menschlichen Weltbevölkerung auf der Erde zu Lasten aller anderen Lebewesen auf diesem Planeten geht. Und dass die Menschheit die Erde verlassen und in den Weltraum übersiedeln sollte – langfristig gesehen.
Die Vorstellung, dass wir Menschen uns dem Weltraum annähern, in dem unsere Erde schwebt und sich einmal im Jahr um die Sonne dreht, ihn zu bereisen oder sogar dort für eine gewisse Zeit zu leben, gibt es schon sehr lange. Fantastische Entwürfe der Science Fiction, aber auch wissenschaftliche Studien haben uns immer wieder dazu angeregt, diese Vorstellung nicht als Spinnerei abzutun, sondern an ihre Realisierbarkeit zu glauben.
Wie es gehen kann, die Gravitation zu überwinden, die Erdatmosphäre zu verlassen und in den Weltraum unseres Sonnensystems vorzudringen, hat uns die bemannte Raumfahrt gezeigt. Wie es konkret aussehen könnte, Menschen in einer Raumkolonie anzusiedeln, wurde immer wieder in wissenschaftlichen Projekten untersucht. Basierend auf den Erkenntnissen einer MIT-Studie wurde an der Universität Karlsruhe unter der Leitung von Prof. Fritz Haller 1979 ein Projekt ins Leben gerufen, das sich mit der „Umweltgestaltung Prototypischer Raumkolonien“ beschäftigte.



Es ging um die Gestaltung einer „Space Colony“ für 1000 Bewohner, denen sie einst als dauerhafter Wohn-, Arbeits- und Lebensraum dient. Keine stationäre Basis auf einem anderen Planeten wie z.B. dem Mars, sondern ein „Orbital“, ein frei im All schwebendes riesengroßes Raumschiff, in dem 1000 Menschen ein künstlich geschaffenes Zuhause finden. Dies bedeutet nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine Herausforderung in der Gestaltung des sozialen Raums, der Gestaltung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Zusammenlebens auf dieser Insel im All.
Solche Entwürfe bewegen sich, wenn sie substanziell sind, deshalb immer auch im Grenzbereich sozialer Utopien, deren Verwirklichung im Laufe der nächsten fünfzig bis hundert Jahre weitaus wahrscheinlicher sein dürfte als manch einer das heute noch glauben möchte.
Genau zu dieser Zeit begann OUBEY sein Architekturstudium an der Uni Karlsruhe. Die Begegnung mit Fritz Haller und den visionären Projekten, mit denen er sich und auch seine Studierenden beschäftigte, war für OUBEY ein Glücksfall mit weitreichender Konsequenz. Er war von Hallers Projektaufträgen, vor allem aber auch vom freigeistigen Charakter seiner Persönlichkeit inspiriert und begeistert. Als Haller seinen StudentInnen die Aufgabe stellte, einen neuartigen Klappstuhl zu entwerfen, beschäftigte OUBEY sich nicht mit der Gestaltung des Stuhls, sondern mit der Mathematik des Gelenks. Dabei heraus kam das, was er den Rotationsvektor nannte. Haller kritisierte ihn nicht dafür, sondern meinte das sei hochinteressant, OUBEY solle daran weiterarbeiten. Der entschied sich dann aber für die Freiheit der Kunst. Die ermutigende Begegnung mit Haller und seinen visionären Projekten hat OUBEY jedoch nie wieder losgelassen.
Die Besiedlung des Weltraums stellt nicht nur in technischer, architektonischer und sozialpsychologischer Sicht eine historische Herausforderung dar. Sie wird ein Prüfstein sein für die Intelligenz der menschlichen Spezies und ihre Fähigkeit, aus den Erfahrungen der eigenen Geschichte tatsächlich zu lernen. Ob wir dazu in der Lage sind oder ob wir stattdessen die überkommenen, destruktiven Denk- und Handlungsmuster ins All exportieren werden, wird sich zeigen. Zweifel daran scheinen angebracht.
Möglicherweise könnte sich hier aber die Zusammenarbeit zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz als einmalige historische Chance erweisen und als Game Changer in dieser Pionierleistung zum entscheidender Erfolgsfaktor werden. Zu gerne wüsste ich, wie OUBEY das heute einschätzen würde.
Im Spark des MINDSPACE zum Thema „Raumkolonien“ erfahren wir immerhin, weshalb er davon überzeugt war, dass der Mensch in den Weltraum übersiedeln sollte – und das erzählt er dort in seiner originalen, im Jahr 1992 aufgezeichneten Stimme.
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Im OUBEY MINDSPACE gibt es sechs Räume. Jeder von ihnen enthält fünf verschiedene Mind Sparks, die ihrerseits verschiedene Impulse enthalten. Hinter jedem Spark und jedem Impuls steckt eine Geschichte, die uns mehr erzählt darüber wer OUBEY war und wie er war. Diese Geschichten werden hier von mir erzählt.
An dieser Stelle gilt mein Dank dem großartigen Team von Kubikfoto³ für die wunderbare Zusammenarbeit und ihre herausragende Leistung bei der audiovisuellen Gestaltung und Produktion des OUBEY MINDSPACE. Gemeinsam freuen wir uns darüber, dass der OUBEY MINDSPACE mit drei renommierten Preisen ausgezeichnet wurde, darunter vor kurzem mit dem Red Dot Design Award 2025.
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