Thoughts & Insights

Wahre Welten

Er werde tausend Sterne malen, kündigte OUBEY im März des Jahres 2004 an. Es war das erste Mal in zwanzig Jahren, dass er ein künstlerisches Projekt derart konkret und dazu mit Ankündigung ins Auge fasste. Und es war sicher kein Zufall, dass er dieses Vorhaben den Sternen widmete.

Denn OUBEYs Verbundenheit mit dem Kosmos und seinen Milliarden von Sternen eröffnete ihm schon in jungen Jahren wahre Welten. Eine Idee von diesen wahren Welten lässt sich im Vorwort zu Arthur C. Clarke´s weltberühmtem Science Fiction Roman „2001 – Odyssee im Weltraum“ finden, das er gemeinsam mit Stanley Kubrick verfasste. Der wiederum schuf mit seiner Verfilmung dieses Romans ein eigenes Kunstwerk, das für OUBEY unbestritten zu den absoluten Meisterwerken der Filmgeschichte gehörte. Ein Text also wie geschaffen als inspirierende Begleitung für den Band „StarPixels“ des fünfbändigen Buchs OUBEY MINDKISS:

 

Die Wahrheit wird weit erstaunlicher sein

„Hinter jedem lebenden Menschen stehen dreißig Geister; in diesem zahlenmäßigen Verhältnis sind die Verstorbenen den Lebenden überlegen. Seit Beginn der Urgeschichte sind rund hundert Milliarden menschliche Wesen auf Erden gewandelt.

Eine sonderbare Zahl, denn durch einen merkwürdigen Zufall gibt es etwa hundert Milliarden Sterne in unserem begrenzten Universum der Milchstraße. Also scheint für jeden Menschen, der je gelebt hat, in unserem Teil des Alls ein Stern.

Doch jeder von diesen Sternen ist eine Sonne, oft eine hellere und herrlichere als der kleine uns am nächsten liegende Stern, den wir „Sonne“ nennen. Und viele – möglicherweise die meisten – dieser entfernten Sonnen besitzen Planeten, die sie umkreisen. Fraglos gibt es daher genügend Land im All, um jeden Typ menschlicher Spezies, vom ersten Affenmenschen bis zu uns, seinen eigenen privaten Himmel – oder seine eigene private Hölle finden zu lassen.

Wie viele dieser potenziellen Himmel oder Höllen im Augenblick bewohnt sind und von welcher Art Kreaturen, können wir nicht einmal ahnen. Die nächste ist Millionen Mal weiter entfernt als Mars oder Venus, diese heute noch fernen Ziele unserer nächsten Generationen. Doch die Schranken der Entfernung schwinden schnell; eines Tages werden wir vielleicht in der Sternenwelt unser Ebenbild vorfinden – oder Übermenschen.

Wir haben uns diese Erkenntnis nur sehr zögernd zu eigen gemacht. Manche hoffen, diese Möglichkeit werde sich nie verwirklichen. Doch immer mehr stellen sich die Frage: `Warum haben solche Treffen nicht schon stattgefunden, da wir bereits selbst im Begriff sind, in den Weltraum vorzustoßen?´

Ja, warum eigentlich nicht? In diesem Buch versuchen wir auf die keineswegs unvernünftige Frage eine keineswegs unmögliche Antwort zu geben. Doch vergesse man nicht: es handelt sich nur um einen Roman. Die Wahrheit wird – wie stets – weit erstaunlicher sein.“*

 

StarPixels

In seinem neuen großen Atelier mit durchgehender Fensterfront und weitem Blick in den Himmel beginnt OUBEY im März 2004 mit der Arbeit an seinem Sternenprojekt. Wenn er nachts dort arbeitet, ist er mit dem Kosmos und seinen Sternen auf besondere Weise nicht nur geistig verbunden, sondern auch räumlich und optisch. Denn sein Blick kann hier durch die große Fensterfront jederzeit in den Nachthimmel mit all seinen von der Erde aus sichtbaren Sternen hinaus wandern.

„StarPixels“ nennt er sie und verbindet damit die Erfahrungen mit der Pixelstruktur seiner Bilder aus der Pionierarbeit mit dem Amiga 500 Computer Ende der 80er Jahre einerseits mit dem immer wiederkehrenden Sternmotiv im jeweils gleichen Format, vor allem aber auch mit dem schöpferischen Gestaltungsprozess, der jedem dieser Sterne eine Einzigartigkeit verleiht. Alle sind sich ähnlich, aber keiner ist wie der andere. Mit seiner eingravierten Signatur verleiht OUBEY jedem dieser Sterne zudem sein persönliches Siegel dieser Einzigartigkeit.

Als er die ersten fünfundzwanzig Sterne gemalt hat, fügt er sie auf dem Boden des Ateliers zu einem Cluster zusammen – ein großes Sternenbild, zusammengesetzt aus 25 kleinen Sternenbildern.

Die Sterne und er scheinen sich gegenseitig anzuziehen. Täglich kommen ein oder zwei neue hinzu. Der Schaffensprozess gleicht einer ebenso schöpferischen wie meditativen Selbstversunkenheit. In einem Jahr würde er sein Ziel erreicht haben.

84 Sterne sind gemalt, als OUBEY am 2. August 2004 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt. Zwei bleiben unvollendet zurück. Sie zeigen die Grundstruktur am Beginn des Entstehungsprozesses eines jeden Sterns. Wie ihre einzigartige farbliche und strukturelle Gestalt je ausgesehen hätte, bleibt für immer ihr Geheimnis.

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*Zitiert nach: OUBEY MINDKISS – StarPixels

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