Derartige Ausstellungskonzepte orientieren sich zweifellos an den Sehgewohnheiten unseres medialen Zeitalters. Zu behaupten, Museen und andere Ausstellungshäuser müssten mit der Zeit gehen und aktuell sein klingt zunächst vielleicht opportunistisch. Und doch ist etwas Wahres daran. Damit die Besucherzahlen in Museen nicht sinken, müssen Betreiber und Kuratoren umdenken und sich neuen Ideen öffnen. Natürlich sagen Kritiker zu Recht, dass eine filmische Projektion niemals die Qualität des Originalwerks erreichen kann. Deshalb reise ich ja schließlich auch mit OUBEYs originalen Bildern zu Menschen in aller Welt und nicht mit filmischen Projektionen dieser Bilder.
Die Ausstellung in der Alten Münze hatte jedoch keineswegs den Anspruch, die Begegnung mit den Originalen ersetzen zu wollen. Hier ging es wohl eher darum, mit einfachen Mitteln und ohne teuren Aufwand die Werke all dieser großartigen Künstler an einem Platz zu versammeln und sie auf eine ungewohnte und sehr unterhaltsame Weise zugänglich zu machen. Kino und Kunst mischten sich und schufen einen neuartigen Erlebnisraum, in dem statische Bilder in Bewegung geraten. Die untermalende Klangkulisse war sicher notwendig, zugleich empfand ich sie aber gelegentlich auch als zu weit gehende Beeinflussung der Bildwahrnehmung.
Die Menschen im Raum hatten jedenfalls ganz offensichtlich ihr Vergnügen an dieser „Show“. Sie ließen das Ganze einfach auf sich wirken – niemand fragte nach Erklärungen, niemand erklärte etwas.
Besonders erstaunt war ich über die große Zahl an Jugendlichen, von denen man üblicherweise ja sagt, dass sie nicht unbedingt zu den begeistertsten Kunstausstellungsbesuchern gehören. Sie hatten es sich auf den Sitzsäcken in der Mitte des Raums bequem gemacht, beobachteten entspannt das Farbenspiel an den Wänden, flüsterten sich hin und wieder etwas zu und niemand störte sich daran. Hat dieses Ausstellungskonzept vielleicht einen Weg gefunden, die Kunst der letzten 150 Jahre für junge Leute von heute interessant zu machen?
Auch die Erwachsenen genossen sichtbar diese entspannte Atmosphäre und wechselten immer wieder ihre Sitzplätze, um die Kunst an den Wänden aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu können. Was dem Ganzen vielleicht an intellektuellem Tiefgang fehlte, wurde durch die unmittelbare Sinnlichkeit des Genießens wettgemacht.
Wenn klassische Malerei, die der analogen Welt entstammt, auf so gelungene Weise in die digitale Welt transferiert wird, dann stehen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung nicht im Widerspruch zueinander, sondern ergänzen sich gegenseitig. Und wenn auf diese Weise mehr Menschen Freude und Interesse an der Kunst bekommen, dann hat die Unternehmung schon ihren Zweck erfüllt. Am Ende führt der Weg ohnehin immer wieder zu den Originalen und das finde ich gut so.