Thoughts & Insights

Unverstandenes Wissen: Zurück zu den Originalen!

Die Betrachtung unserer heutigen Situation als Menschen auf diesem Planeten Erde aus einer evolutionsgeschichtlichen Perspektive heraus war für OUBEY, seit ich ihn kannte, ein innerer Kernpunkt seines Denkens, Fühlens und Schaffens.

Die Gleichwertigkeit aller irdischen Lebewesen, die aus diesem Evolutionsprozess im Laufe der Jahrmillionen entsprungen sind, war für ihn ein unumstößliches Faktum. Vom Farnkraut bis hin zu den ausgestorbenen Dinosauriern, von der Ameise und dem Delphin über den Affen bis hin zum Menschen – für OUBEY war „alles mit allem verbunden“ und Teil eines Prozesses, eines großen Ganzen – von den kosmischen Verbindungen einmal ganz abgesehen. Dem fühlte er sich organisch verbunden.

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Seine intensive Auseinandersetzung mit Charles Darwin hat zu dieser Auffassung beigetragen. Darwin hat mit seinen Studien vor sehr langer Zeit belegt, dass diese Auffassung von OUBEY keineswegs entrückt oder esoterisch war. Er hat gezeigt wie sich die Evolution abgespielt haben könnte. Er hat auch gezeigt, dass es für soziale Verhaltensmuster menschlichen Zusammenlebens durchaus auch viele Parallelen in der Tier- und Pflanzenwelt gibt. Dieser Teil seiner Forschungsergebnisse wurde vom damaligen Zeitgeist und weit über ihn hinaus nicht nur ignoriert. Teile seiner Forschungsergebnisse wurden vielmehr willkürlich herausgegriffen, instrumentalisiert und umgedeutet bis hinein in die abstrusen „Theorien“ des Sozialdarwinismus, die im 20. Jahrhundert zur Rechtfertigung unglaublichster Verbrechen herhalten mussten.

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Darwin hat, entgegen landläufiger Meinung, auch dem Zufall seinen Platz in der Evolutionsgeschichte eingeräumt und keineswegs eine zwangsläufige Kausalität gepredigt, wie das in der Vergangenheit unter dem Titel „Survival of the Fittest“ so oft proklamiert wurde. Er hat die Dynamik und Komplexität des Entwicklungsgeschehens sehr früh gesehen und erkannt. Mehr noch: Er hat das Prinzip der elterlichen Fürsorge von Tieren, deren Nachwuchs einer mehrwöchigen, mehrmonatigen oder gar mehrjährigen Aufzucht bedarf, für ihre schutzlosen Neugeborenen als vergleichbar betrachtet mit der Fürsorge menschlicher Eltern für ihre jahrelang schutzbedürftigen Neugeborenen und Kinder. Und dies war für ihn zugleich Ursprung der Entwicklung von sozialem Verhalten unter uns Menschen überhaupt.

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Es geht hier nicht um den Nachweis im Detail. Den kann dieser Blog nicht leisten. Es geht darum, dass das, was die Nachwelt aus dem Vermächtnis von Darwin gemacht hat, immer offensichtlicher werdend wenig mit dem zu tun hat, was Darwin tatsächlich erkannt und aufgeschrieben hat. Jeder Zeitgeist sucht sich das aus dem Werk, was seiner Sichtweise auf die Welt und seinen jeweiligen spezifischen Interessen dient. Was populär ist, setzt sich durch und setzt sich fest im Bewusstsein der nachfolgenden Generationen. Was einmal erfolgreich zitiert wurde, wird dann wieder und wieder zitiert und weiter verwendet. Eine fatale Eigendynamik – zumindest aus Sicht des „Erfinders“.

Zu selten kommt es irgendwann noch einmal zu einer wirklich gründlichen Auseinandersetzung mit dem, was einer wie Darwin tatsächlich erforscht, erkannt und aufgeschrieben hat. Im Fall von Darwin hat Raphael Enthoven das am 14. Juni dieses Jahres in seinem ausgezeichneten Gespräch mit Jean-Claude Ameisen, Professor für Immunologie an der Universität Paris Diderot, auf Arte TV im sonntäglichen „Philosophie“ Diskurs dankenswerterweise nachgeholt. Eine geistige Reinigungs- und Klärungskur, die Darwin vom historischen Interpretationsballast und den dementsprechend verstellten Sichtweisen befreit hat.

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Aber was ist mit den vielen anderen, die ständig zitiert werden ohne dass irgendeiner je nachgelesen hätte, was der Kontext des Zitats eigentlich war und was damit überhaupt gemeint gewesen sein könnte? Ohne dass je miteinbezogen würde, welch umfassende Forschungs- und Erkenntnisleistung hinter diesen Zitaten eigentlich steckt? Die Toten können sich nicht gegen das wehren, was die Nachwelt aus ihnen macht.

Was ist die Konsequenz? Lesen wir die Originale! Und wenn wir nicht die Zeit haben, die Originale zu lesen, dann sollten wir zumindest verantwortungsvoll umgehen mit isoliert verbreiteten Zitaten. Sollten lieber zweimal nachfragen und recherchieren, bevor wir es unserem Zeitgeistinteresse einverleiben. Ein wenig Abstand vom Zeitgeist zu nehmen tut allemal gut. Hätte ich OUBEY nicht gekannt, wäre ich mir nicht so sicher, dass das möglich ist – wenn man es will. Wäre ich mit OUBEYs Bildern in Neuseeland nicht den Maori begegnet, wüsste ich nicht, wie respektvoll ein Volk mit dem Vermächtnis seiner Vorfahren umgehen kann. Denn das ist es letztlich: eine Frage des Respekts vor dem Lebenswerk unserer Vorfahren. Darwin ist nur ein Beispiel.

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In der Begegnung zwischen Prof. Stuart Kauffman, Mitbegründer des legendären Santa Fe Institutsund herausragender Komplexitätsforscher, und einem von OUBEYs Bildern ergab sich vor fünf Jahren bereits ganz unerwartet eine Verbindungslinie zu Darwin. OUBEYs Bild erinnerte ihn an „eine verschlungen gestrandete Darwin´sche Gestalt“. Hier können Sie das Video sehen.

 

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