Thoughts & Insights

Ein Element des Universellen

Immer wieder entdecke ich aufs Neue, wie sich in OUBEYs Bildern selbst das Gegensätzlichste und scheinbar Widersprüchlichste in einer Beziehung der Gleichwertigkeit miteinander verbindet und zu einer organischen Einheit verschmilzt

Realität und Phantasie, Verstand und Gefühl, Gravitation und Schwerelosigkeit, Wissenschaft und Spiritualität, Spiel und Ernst, Lust und Schmerz, Leben und Sterben, Traum und Wirklichkeit. In dieser organischen Einheit seiner Bilder wird für mich etwas sichtbar, das ich ansonsten viel mehr durch den Klang der Musik empfinden kann als durch Malerei: das Echo des Kosmos in meiner Seele.

Vielleicht ist das ein Wesensmerkmal der Universalsprache, die sich in seinen Bildern ausdrückt und die von Menschen auf der ganzen Welt verstanden wird.

Jemand fragte mich einmal ob die Global Tour das Ziel habe, die Unterschiedlichkeit der Kulturen in der Wahrnehmung von OUBEYs Kunst zu dokumentieren. Das ist nicht der Fall. Selbst wenn es so wäre, könnte man zum jetzigen Zeitpunkt bereits feststellen, dass die faktisch existierenden kulturellen und sonstigen Unterschiede zwischen den Menschen, die den Bildern weltweit begegnen, angesichts der Bilder in den Hintergrund treten oder sogar ganz verschwinden.

Wenn man in den wirklich großen Zeitbögen denkt, ist das nicht verwunderlich, denn alle Menschen entstammen letztlich denselben evolutionsgeschichtlichen Wurzeln. Sprachliche, kulturelle und physiognomische Unterschiede, die sich in den letzten 20.000 Jahren herausgebildet haben, sind vergleichsweise jung und daher bei weitem nicht so tief verankert wie wir selbst heute noch gerne glauben. Dieser Glaube war prägend und kennzeichnend gewesen für die letzten dreitausend Jahre der Menschheitsgeschichte bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, mit all seinen grauenhaften und menschenverachtenden Auswüchsen und Pogromen.

Noch haben wir das bei weitem nicht hinter uns. Aber wir halten den Neandertaler beispielsweise inzwischen nicht mehr für einen Halbaffen, sondern haben zu ihm ein artverwandtes Verhältnis entwickelt. Wissenschaft und Technik helfen dabei, ein neues, besseres Verständnis für das, was uns gemeinsam ist und was uns möglicherweise trennt oder unterscheidet zu entwickeln. Es besteht ein begründeter Hauch von Hoffnung, dass wir keine weiteren dreitausend Jahre brauchen werden, um das Verbindende, Ähnliche, Universale unserer Gattung erkennen und immer besser ins Spiel bringen zu können – wenn wir es denn wollen.

Insofern eröffnet die Aussage eines Atelierbesuchers, die er vor sehr vielen Jahren angesichts von OUBEYs Bildern machte, eine interessante Perspektive auf genau diese Fragestellung. Er meinte damals: „Diese Bilder sind wie archäologische Grabungen in die Zukunft“. Wenn sie diese Qualität tatsächlich besitzen, dann birgt das Encounter Projekt in sich noch einige sehr interessante, unentdeckte Potenziale, die es wert sind entdeckt zu werden. Vielleicht findet sich auf dem Weg der nächsten Jahre ein Partner, der das Projekt aus dieser Sicht heraus professionell begleiten möchte.

Die nächste Station der Tour in Neuseeland wird Begegnungen eröffnen, die in diesem Sinne ganz gewiss aufschlussreich und bereichernd sein werden. Deshalb trägt sie auch den Untertitel: „Ein Element des Universellen“.

Frühere Blogbeiträge zu angrenzenden Themen:

  • Halbzeit der Evolution (Januar 2013)
  • Eine Brücke über die Zeit (18. Juli 2011)
  • Die Entdeckung eines verborgenen Schatzes (10. Juli 2011)

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