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Archäologie der Zukunft

Ich bin immer wieder erstaunt, beeindruckt und begeistert von dem, was andere Menschen, die originalen Bildern von OUBEY begegnen, in ihnen entdecken.

In den frühen Anfangstagen des Projekts meinte ein Atelierbesucher, ohne jegliches Vorwissen über den geistigen Hintergrund von OUBEYs künstlerischem Schaffen, nach einer Weile des stillen Betrachtens: „Diese Bilder sind wie archäologische Grabungen in die Zukunft“. Seine Äußerung kam spontan und unmittelbar aus seinem Gefühl beim Anblick der Bilder heraus.

Was für ein großartiger, inspirierender Gedanke! Durch solche Entdeckungen anderer Menschen komme ich selbst in einen erweiterten Prozess des Entdeckens von bisher Unentdecktem in OUBEYs Bildern. Das ist ungeheuer spannend für mich und tut dem Entwicklungsprozess des Projekts ausgesprochen gut.

Unterschiede verschwinden

Einmal wurde ich gefragt, ob die Global Tour das Ziel hat, die Unterschiedlichkeit der Kulturen in der Wahrnehmung von OUBEYs Kunst zu dokumentieren. Das ist nicht der Fall. Im Gegenteil: Ich wollte herausfinden, ob sich die von OUBEY selbst ausgesprochene Hoffnung, dass seine Bilder „einen Innuit ebenso faszinieren wie einen Aborigine oder einen Bewohner von  New York“, in einer Global Tour seiner Bilder durch unterschiedliche die Kontinente und Kulturen erfüllen würde.

Nach sieben Stationen der Tour auf vier Kontinenten hat sich gezeigt, dass die faktisch existierenden, kulturellen und sonstigen Unterschiede zwischen den Menschen, die den Bildern weltweit begegnen, angesichts der Bilder in den Hintergrund treten oder sogar ganz verschwinden. Viel mehr tritt das Gemeinsame und Verbindende hervor.

Wenn man in den großen Zeitbögen denkt, ist das nicht verwunderlich, denn alle Menschen entstammen letztlich denselben evolutionsgeschichtlichen Wurzeln. Sprachliche, kulturelle und physiognomische Unterschiede, die sich herausgebildet haben, sind vergleichsweise jung und daher bei weitem nicht so tief verankert, wie wir selbst heute noch gerne glauben.

Auch wenn die „Encounters mit OUBEY“ hierfür keinen wissenschaftlichen Beweis liefern, leisten sie auf ihre Weise dennoch einen sehr außergewöhnlichen und inspirierenden Beitrag zu dieser Erkenntnis.

Kunst, die Brücken schlägt

Inzwischen wissen wir auch, dass der Neandertaler beispielsweise kein Halbaffe war, sondern eine frühe Variante der menschlichen Spezies, die sich im Laufe der Wanderungsbewegungen auch mit dem Homo Sapiens vermischt hat. Wissenschaft und Technik helfen dabei, ein neues, besseres Verständnis für das, was uns gemeinsam ist und was uns möglicherweise trennt oder unterscheidet zu entwickeln. Es besteht ein begründeter Hauch von Hoffnung, dass wir keine weiteren dreitausend Jahre brauchen werden, um das Verbindende, Ähnliche, Universale unserer Gattung erkennen und immer besser ins Spiel bringen zu können – wenn wir es denn wollen.

Insofern eröffnet die Aussage des Atelierbesuchers angesichts von OUBEYs Bildern vor sehr vielen Jahren eine interessante Perspektive auch auf genau diese Fragestellung. Wenn OUBEYs Bilder tatsächlich die Qualität besitzen, „archäologische Grabungen in die Zukunft“ zu sein, dann birgt das Encounter Projekt in sich noch einige sehr interessante, unentdeckte Potenziale, die es wert sind, entdeckt zu werden.

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