Thoughts & Insights

Im Erlebnisraum des Staunens

Man traut seinen Augen kaum, wenn man die Entwürfe von Jacques Rougerie zum ersten Mal sieht.

Ein futuristisches Stadtkonzept gänzlich anderer Art als Fritz Hallers „Integral Urban“ präsentiert uns der französische Architekt, den Spuren des großen Jules Verne in die Freiheit tief unter den Meeren folgend. Architektur und Literatur scheinen sich in der Science Fiction auf eine besonders kreative und faszinierende Weise zu kreuzen und immer wieder neu zu befruchten, denn Rougerie macht aus seiner Begeisterung für die fantastischen Abenteuer von Kapitän Nemo und seiner Nautilus „20.000 Meilen unter dem Meer“ kein Hehl.

Im Unterschied zum globalen Besiedlungsmodell Hallers handelt es sich bei Rougerie´s „Underwater Village“ allerdings eher um ein verspieltes „Einzelstück“, dessen Elemente in ihrer Gestaltung und Bauart mehr an exotische, tierisch-pflanzliche Wesen aus den Tiefen der Unterwasserwelt erinnern als an bewohnbare Gebäude.

Auch die fest verankerten und frei beweglichen Gehäuse des Unterwasser-Observatoriums „Seaspace“ haben durchaus Ähnlichkeit mit lebendigen Meeresbewohnern oder deren Mutationen zu einer Mischung aus Fisch und gigantischem Schalentier.

Wie ein riesiges Seepferd oder die Spitze eines gigantischen weißen Hai, der mit geballter Kraft aus dem Wasser empor schnellt, wirkt die spektakuläre Kapsel „Sea Orbiter, mit der eine 18köpfige Besatzung auf Fahrt gehen kann. Der Stapellauf ist für 2013 geplant. Der „Sea Orbiter“ kann lautlos im Wasser gleiten, da er durch die Meeresströmung angetrieben wird. Mehr als die Hälfte des 51 Meter hohen Gehäuses liegt unter Wasser und bietet auf fünf Stockwerken durch die riesigen Fenster hindurch einen freien Blick hinaus in die Unterwasserwelt. Für die Menschen an Bord eröffnen sich damit vollkommen neue Erlebnis- und Erkenntnisräume – und das über wochen- oder gar monatelange Zeiträume hinweg. Bislang unbekannte und ungeahnte Möglichkeiten der Beobachtung tun sich dann auf und wir können endlich mehr über diese fremde Welt erfahren, von der wir heute noch immer nur sehr wenig wissen. Achtzig Prozent der Ozeane sind derzeit noch unerforscht, heißt es.

Und wem es vergönnt sein wird, diesem „Schiff“ jemals auf freier Fahrt in den Meeren unterwegs zu begegnen, der wird seinen Augen vermutlich beim ersten Anblick noch weniger trauen als schon beim Anblick des bloßen Modells im Bild. Und er wird aus dem Staunen kaum noch herauskommen.

Bilder zu diesem Beitrag finden sich auf der unbedingt sehenswerten Website von Jacques Rougerie.

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