Thoughts & Insights

Die Zeichen der Vögel

Im Altertum glaubten die griechischen Seher aus dem Flug der Vögel die Entwicklungen der näheren Zukunft lesen zu können.

Heute leiten wir aus dem filmisch dokumentierten eindrucksvollen Verhalten von Vogelschwärmen angesichts der Bedrohung durch einen Raubvogel ab, dass wir als Menschen eine kollektive Intelligenz entwickeln müssen wie es Vögel in ihrer kollektiven Schwarmintelligenz tun.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

 

Wären wir als Menschen in der Lage, uns so zu verhalten wie tausende von Vögeln es instinktiv tun, wenn sie den natürlichen Regeln der Schwarmintelligenz folgen, um ihr Leben zu retten, dann wären wir Vögel, aber keine Menschen.

Die Evolution hat uns Menschen mit einem Gehirn ausgestattet, dessen Intelligenz nicht unbedingt den Regeln der Schwarmintelligenz folgt. Die Freiheit des Geistes zur individuellen Entscheidung zeichnet das Wesen des Menschseins auf diesem Planeten aus – mit all seinen Vor- und Nachteilen.

Wenn wir kollektiv intelligent handeln wollten, müssten wir uns eigene Muster und Regeln ausdenken, die solches Verhalten begünstigen. Und dies wäre keineswegs eine Frage rationaler Klärung, sondern vor allem auch eine Frage der Energie, die aus emotionaler Zustimmung erwächst. Ein Prinzip des Menschseins lautet bislang immer noch: Ich tue das, was ich tun will – soweit es mir nur irgendwie möglich ist.

Wenn wir meinen, dass sich die Muster und Regeln unseres Verhaltens in Richtung einer Nutzung unseres kollektiven Intelligenzpotenzials ändern sollten, dann müßte dieser Prozess genau an dieser Fragestellung beginnen: Ich müßte wissen, warum ich dies und nichts anderes tun will – selbst wenn es auf den ersten Blick und im ersten Schritt vielleicht weniger meinem Eigeninteresse nützt als dem Überleben der Gesamtheit – und damit am Ende der Handlungskette auch mir. Ist das die evolutionsgeschichtliche Bewusstseinshürde, die wir überspringen müssten, um uns kollektiv intelligent verhalten zu können?

Was mich am beobachtbaren Verhalten der Vögel im Alltag immer wieder beschäftigt, ist die Frage, wie es für ein Gattungswesen wie den Vogel wohl sein mag, sich den radikal veränderten Lebensbedingungen, wie sie von uns Menschen in den letzten 100 Jahren geschaffen wurden, anzupassen.

Wenn ich am Wochenende manchmal auf dem Land bin, erlebe ich, wie sich alle Vögel, auch die größeren wie Kolkraben, Elstern und Reiher bei Einbruch der Dunkelheit in die Bäume und an entlegene Plätze zurückziehen und verstummen. Wenn ich unter der Woche in der Stadt bin und abends in der Dunkelheit auf den Balkon gehe, sind die Stadtvögel noch bis spät in die Nacht hinein aktiv, fliegen die Raben scharenweise noch munter über die Dächer, versammeln sich auf den Giebeln und den Stromleitungen der Straßenbeleuchtung.

Geht es ihnen gut, diesen Vögeln in der Stadt, frage ich mich, wenn ich sie da so aktiv in der Dunkelheit herumfliegen sehe. Wann kommen sie zur Ruhe? Gibt es ein Limit an Lärm und künstlichem Licht, das sie ertragen können? Oder mutieren sie mit uns gemeinsam in eine Welt hinein, die nichts mehr mit der Welt zu tun hat, aus der sie kommen.

2014-03-31_blog61_1 The Archaeopteryx is the earliest known bird ever to have been found. It lived during the Upper Juassic period about 147 million years ago. It had clawed fingers, wings and toothed jaws - part dinosaur, part bird.

The Archaeopteryx is the earliest known bird ever to have been found. It lived during the Upper Juassic period about 147 million years ago. It had clawed fingers, wings and toothed jaws – part dinosaur, part bird.

 

Vögel sind, soweit ich es weiß, artverwandt mit den ausgestorbenen Dinosauriern und demzufolge evolutionsgeschichtlich ziemlich resilient, wie man das heutzutage nennt. Aber vielleicht haben sie als Gattungswesen ja auch irgendwann einmal genug davon, resilient zu sein. Ob dieser Gedanke wohl eine Rolle gespielt hat, als Hitchcock seinen Film „Die Vögel“ erdachte?

2014-03-31_blog61_3 2014-03-31_blog61_4 2014-03-31_blog61_5

More

Newsletter