Thoughts & Insights

Asimov, OUBEY und das Zusammenspiel von Verstand und Vorstellung

Isaac Asimov gehört zu den wirklich großen Science Fiction Autoren des letzten Jahrhunderts. Seine Erzählungen begeistern bis heute eine weltweite Leserschaft und versetzen sie immer noch in Erstaunen. Neben Stanislaw Lem und Arthur C. Clarke gehörte er zu den SF-Autoren, die OUBEY besonders liebte.

Asimov steht wie kaum ein anderer für „Science“ in der „Fiction“. In seinen Romanen begegnen wir technischen Entwicklungen und intelligenten Maschinen, die seinerzeit echt fiktional wirkten, von denen heute jedoch viele bereits zu unterschiedlichsten Zwecken alltäglich im praktischen Einsatz sind – auf der Erde wie auf dem Mars. Künstliche Intelligenz gibt es längst und sie wird derzeit in einem Konkretheitsgrad erforscht und weiterentwickelt, der vor 80 Jahren für die meisten noch mehr als utopisch erschienen sein muss – jedoch nicht für einen wie Asimov. Wie es wohl sein würde, wenn Roboter Gefühle und mehr als das, nämlich ein unbestechliches Moralempfinden hätten, hat er antizipiert. Auf die Verfilmung von „I, robot“ hatte OUBEY sich im Sommer 2004 riesig gefreut, konnte sie dann aber leider nicht mehr im Kino sehen.

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Als feststand, dass ich an der diesjährigen „Asimov Memorial Debate“ im American Museum of Natural History in New York leider nicht würde teilnehmen können, kaufte und las ich quasi ersatzweise das von Asimov´s zweiter Frau herausgegebene autobiografische Buch „It´s Been a Good Life“.

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Es sind nicht nur wissenschaftliche, sondern vor allem auch philosophische Fragen von tiefgründiger elementarer Bedeutung, die das Fundament von Asimov´s Arbeit bilden. Seine „Drei Gesetze der Robotik“ bringen das sehr klar zum Ausdruck. Und erst recht „The Last Question“. Dass dies Asimov´s persönliche Lieblingserzählung war, habe ich erst durch seine Autobiografie erfahren. Sie war auch OUBEYs Lieblingserzählung. Und sie spricht für sich. Man muss sie kennen, um zu verstehen, was das bedeutet.

Die Wurzeln der engen Verbindung zwischen Science und Fiction in Asimov´s Werk reichen weit zurück in seine Kindheit. In seinen Lebensaufzeichnungen beschreibt er, wie er als kleiner Junge zur Zeit der Großen Depression Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts im elterlichen Süßwarenladen in New York erstmals mit SF-Magazinen in Berührung kam, die dort zum Verkauf auslagen. „It was science fiction that introduced me to the universe, in particular to the solar system and the planets. Even if I had already come across them in my reading of science books, it was science fiction that fixed them in my mind, dramatically and forever …”

Wenn er sich als Junge beim Lesen in die Welt der erzählten Geschichten vertiefte, und dies gilt weit über die SF-Romane hinaus, bereitete ihm das dabei entstehende Zusammenspiel von rationalem Denken und fantasievoller Vorstellungskraft ein einzigartiges, für ihn immer unvergessen bleibendes Glücksgefühl. Dieses Glücksgefühl des Lesens teilt er gewiss mit vielen anderen Menschen auf der ganzen Welt, gleich welchen Alters sie auch sein mögen. Wer als Kind aber bereits so tief in die Grenzwelten zwischen wissenschaftlich-technischer Exploration und fantasievoll erdachten Möglichkeiten der Zukunft eintaucht, in dessen Denken und Bewusstsein bilden sich einzigartige Verknüpfungen.

Als ich Asimov´s Autobiografie las, fühlte ich mich sehr oft unweigerlich an OUBEY erinnert. Von Kindesbeinen an spielte in seinem Leben Science Fiction eine ganz besondere Rolle. Sie war nicht nur der Zufluchtsort für einen weit über die Grenzen des damals Heutigen hinausdenkenden und fühlenden Menschen, sondern legte auch bei ihm das frühe Fundament für dieses „Interplay between Thought and Imagination“, das Asimov als so überaus beglückend beschreibt. Auch in OUBEYs Werk fand dieses Zusammenspiel einen einzigartigen und eindrucksvollen Ausdruck – allerdings auf nonverbale Weise.

„These pictures start speaking to you once you start looking at them“ sagte eine Maori in Aotearoa/Neuseeland, als sie OUBEYs Bilder vor kurzem zum ersten Mal sah. Seine Bilder, die weder abstrakt noch konkret sind, erzählen Geschichten vom Ursprung und Endpunkt unseres Seins in diesem Kosmos. Menschen auf allen Kontinenten dieses Planeten können diese Geschichten „lesen“ und verstehen und, wer weiß, eines Tages vielleicht auch die Wesen, die in anderen Galaxien unseres Universums zuhause sind. Aus heutiger Sicht eine Fiktion, die im nächsten Jahrhundert aber vielleicht schon Wirklichkeit geworden sein kann.

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Zu den renommierten Rednern der Asimov Memorial Debate im letzten Jahr gehörte übrigens Prof. Lawrence Krauss, weltbekannter Astrophysiker und Kosmologe von der Arizona State University. Er erforscht die Anfänge des Universums und versteht es hervorragend, darüber anschaulich und unterhaltsam zu berichten. Ein Jahr zuvor war er in seinem Büro an der Universität im Rahmen des „OUBEY Encounter Projekts“ einem von OUBEYs Bildern begegnet. Es war eine persönliche Begegnung von sehr origineller Qualität. Das Video hierüber steht online.

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Dass Lawrence Krauss, wie OUBEY, Science Fiction mag, konnte ich damals auf den ersten Blick an den zahlreichen Figuren aus „Star Trek“ erkennen, die sich – teilweise in Lebensgröße – in seinem Büro befinden. Dass er OUBEYs Bild so sehr mochte, dass er sich vorstellen konnte, es bei sich zuhause aufzuhängen, erfuhr ich durch die Begegnung zwischen ihm und OUBEYs Bild. Dass er ein Jahr später bei der Asimov Memorial Debate 2013 auftreten würde, hat für mich schließlich eine geistige Verbindung offengelegt, von der ich sagen möchte, dass sie auch in OUBEYs Werk lebendig wurde und bis heute lebendig ist.

Schade nur, dass es aufgrund der Begrenzung menschlicher Lebenszeit unmöglich ist, dass sie sich in dieser Welt persönlich begegnen: Asimov, Krauss und OUBEY.


Hier kann man übrigens die komplette “Asimov Memorial Panel Debate 2013“ anschauen.

Textquelle: Janet Jeppson Asimov: It´s Been a Good Life. 2002.

 

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