Thoughts & Insights

Die Entdeckung eines verborgenen Schatzes

Der unmittelbare Zugang zur Kunst liegt im Gefühl begründet. „Bei allen intellektuellen Überlegungen, die auch dahinter stecken mögen, ist letztlich das Gefühl das Entscheidende“ (OUBEY).

Wenn man die Qualität eines Kunstwerks durch die Freiheit des Gefühls erlebt und genießt, kann sich die Distanz zwischen Künstler und Außenwelt für diesen Moment der Betrachtung auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner verringern. Dass dies auch über größte zeitliche Distanzen hinweg funktionieren kann, ist erstaunlich, aber dennoch möglich.

Die jüngst entdeckten, mehr als 30.000 Jahre alten Zeichnungen an den Wänden der Höhle von Chauvet in Südfrankfreich, die Werner Herzog uns in seinem neuesten Dokumentarfilm „Cave of Forgotten Dreams“ dankenswerterweise zugänglich macht, rufen beim Betrachten trotz des unglaublich großen zeitlichen Abstands zum Moment ihrer Entstehung ein aufregendes Erlebnis der Nähe hervor. Als würde man in schwindelerregender Höhe auf einer geistigen Hängeseilbrücke tiefe Schluchten der Zeit überqueren. Als ob die Grenzen der Zeit für den Moment ihres Anblicks aufgehoben wären.

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Diese prähistorischen Wandmalereien stehen für sich selbst. Darin sind sie OUBEYs Kunst ähnlich und sind ihr auch in einem anderen Aspekt auf ganz eigene Weise verwandt: Sie sind verborgene, über eine gewisse Zeit hinweg unberührt und ungesehen gebliebene Schätze. Ihre Existenz im Verborgenen hat ihnen eine Freiheit geschenkt, wie sie heute kaum noch irgendwo zu finden ist. Diese Freiheit steckt in ihnen und überträgt sich auf uns, wenn wir sie anschauen. Wir können sie in selten reiner Unmittelbarkeit entdecken, genießen und auf uns wirken lassen.

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