Thoughts & Insights

Die Nacht der fallenden Sterne

Am Abend des 11. August 2004 erhielt ich einen Anruf. Jemand hatte von OUBEYs tödlichem Verkehrsunfall in der Woche zuvor gehört und wollte sein Mitgefühl zum Ausdruck bringen.

Hierfür hatte er sich bewusst einen besonderen Abend ausgesucht, denn für diese Nacht war ein zauberhaftes Treiben am Himmel vorhergesagt: Tausende von Sternschnuppen würden zu sehen sein die ganze Nacht hindurch, meinte er, mehr als in jeder anderen Nacht des Jahres. Genauso war es. Und so stand ich dann sehr lange noch im Freien, schaute völlig gebannt in die dunklen Weiten unseres Universums hinauf und konnte gar nicht genug bekommen vom Anblick der umhersausenden und herabstürzenden funkelnden Himmelskörper. Ich dachte an „Einsteins Tränen“ und an OUBEYs Sterne und war froh darüber, durch den unerwarteten Anruf von diesem wunderbaren Nachtereignis erfahren zu haben.

Seither beobachte ich – wenn der Himmel wolkenfrei ist – an jedem 11. August in der Nacht diesen Sternenregen. Denn er kehrt jedes Jahr pünktlich wieder, wenn die Erde in ihrer Umlaufbahn um unseren zentralen Stern, die Sonne, genau die Zone erreicht, in der sie die Bahn des Kometen Swift-Tuttle durchquert.

Dieser Komet führt in seinem Schweif Unmengen an Gestein und Staub mit sich. Tausende, meist nur millimeterkleine Gesteinsbrocken aus diesem Kometenschweif erreichen dann mit einer sagenhaften Geschwindigkeit von 60 km/sec, das heisst 216.000 km/h (mit dieser Geschwindigkeit wäre man in zwei Stunden auf dem Mond) die Erdatmosphäre. Dort verglühen sie, hell aufleuchtend, durch die Reibungshitze in 80 bis 300 km Entfernung von der Erdoberfläche, von der aus wir diesen Himmelsregen beobachten können.

Dass sich im All herumfliegendes Gestein, wenn man es von der Erde aus beim Eintritt in Atmosphäre betrachtet, in ein wie von magischer Hand entzündetes Feuerwerk verwandelt, dessen Anblick unsere Seele ins Schwingen versetzt, ist wirklich erstaunlich.

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