Thoughts & Insights

Vordenker

Sollte es in der Zukunft irgendwann zur Entdeckung außerirdischer Intelligenz und womöglich gar der Begegnung mit ihr kommen, würde unser (Selbst)Bewusstsein auf eine bisher nie dagewesene Weise erschüttert werden.

Heute wissen wir, dass viele der technischen und sozialen Fiktionen, die in hochklassigen Science Fiction Romanen des letzten Jahrhunderts von Autoren wie Isaac Asimov entworfen wurden, der selbst zugleich ja auch ein hervorragender Wissenschaftler war, längst eingetroffen sind. Die Fähigkeit des menschlichen Gehirns, sich Lösungen vorzustellen, die weit über das scheinbar Unvorstellbare hinausgehen, ist mehr als erstaunlich. Vordenker, die das bewiesen haben, gibt es zur Genüge.

Inzwischen schreitet die Entwicklung künstlicher Intelligenz fast unbemerkt und zugleich mit atemberaubender Geschwindigkeit voran. Zunächst wurden einfache, computergesteuerte Roboter vor allem für schwere und lebensgefährliche Arbeiten eingesetzt, später dann auch zunehmend für komplizierte Tätigkeiten wie das Steuern eines Flugzeugs im Modus des Autopiloten oder die Erforschung der Marsoberfläche. Vor kurzem entschied die internationale Flugaufsicht, dass der Pilot im Zweifelsfall nicht den Anordnungen des menschlichen Fluglotsen, sondern der Anweisung des computergesteuerten Warnsystems zur Vermeidung von Zusammenstößen in der Luft und am Boden zu folgen hat. Wenn es im Ernstfall um Leben oder Tod geht, vertrauen wir bereits heute der Entscheidung einer Maschine mehr als der Entscheidung eines Artgenossen.

Prognosen seriöser Forscher sagen voraus, dass wir im Laufe der nächsten zehn bis fünfzehn Jahre bereits künstliche Intelligenz erzeugt haben werden, die in der Lage ist, sich selbst zu vermehren, d.h. ihrerseits künstliche Intelligenz zu erzeugen. Wir sind auf dem Weg zum Androiden, der selbständig denken und handeln kann – zunächst noch im Rahmen seiner Programmierung. Aber irgendwann werden die Maschinenwesen vermutlich in der Lage sein, sich selbst (um)zu-programmieren. Werden sie, wie der empfindsame Sunny aus Isaac Asimovs Roman „I, Robot“, dem Menschen irgendwann überlegen sein?

Wie wird das sein, wenn Künstliche Intelligenz eines Tages dazu imstande sein wird, Künstliche Intelligenz zu erzeugen. Was bleibt dann für den Menschen? Was ist seine Aufgabe? Was ist sein Beitrag? Womit verbringt er seine Tage? Wie hält er das aus? Für welche geistigen Operationen wird sein Gehirn, von den bisher notwendigen Erinnerungs- und Rechenleistungen entlastet, die freigewordenen und noch weiterhin freiwerdenden Kapazitäten nutzen? Schafft der Mensch sich auf diese Weise vielleicht die Voraussetzung, eine höhere Ebene des Bewusstseins zu erlangen?

Und schließlich: Warum bringt die Evolution ein Wesen wie den Menschen hervor, das so intelligent ist, dass es voraussichtlich eine Intelligenz erschaffen kann, die der seinen ebenbürtig oder womöglich überlegen ist? Ist dies die Antwort der Evolution darauf, dass der Homo Sapiens seit dem Aussterben des Neandertalers als einziges Lebewesen auf diesem Planeten konkurrenzlos existiert, weil er die einzige Art seiner Gattung ist? Ist der Mensch an dem Entwicklungspunkt seiner Evolution angekommen, ein mit ihm selbst konkurrierendes Modell zu erschaffen und begründet er damit möglicherweise seinen eigenen Untergang? Können diese von Menschen geschaffenen Wesen dann den Weltraum besiedeln – besser als der Mensch es je könnte? Liegt genau hierin ein nächster Zielpunkt der Evolution?

Oder ist diese Entwicklung einfach nur Teil eines gigantischen, sich bereits über hunderte von Milliarden Jahren hinweg erstreckenden Spiels? „Gott würfelt nicht“, meinte Einstein. Wenn einer wie er das so sah, dann spricht einiges dafür, dass dem so ist.

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