Thoughts & Insights

Was wir nicht wissen und dennoch bedenken sollten

„Are we alone?“ Diese Frage gab einer unter Insidern mittlerweile legendären Radiosendung über viele Jahre hinweg ihren Titel. Inzwischen heißt sie „Big Picture Science“. Sie wird jeden Donnerstag im Internet ausgestrahlt, moderiert von Dr. Seth Shostak, Chefastronom am SETI Institute zur Erforschung Extraterrestrischer Intelligenz in Mountain View/California.

 

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Mich interessiert die ursprüngliche Frage: „Are we alone?“. Wer hat sich diese Frage, ob wir die einzigen intelligenten Wesen im Universum sind, nicht selbst schon einmal gestellt? Sobald man ernsthaft damit beginnt, sich mit dem Kosmos und seinen unglaublichen Erscheinungen zu beschäftigen, stellt sich diese Frage unweigerlich. Niemand kennt die Antwort, aber dennoch ist es existenziell bedeutsam, sich mit den Möglichkeiten einer Antwort auf diese Frage ebenso ernsthaft zu beschäftigen wie mit dem Leben und Sterben von Sternen, den Galaxien, Schwarzen Löchern und Dunkler Materie, worüber wir mittlerweile viel wissen.

Wie ging es unseren Vorfahren vor 3000 und mehr Jahren, als sie in den Nachthimmel blickten und sich ihre Gedanken über den Kosmos machten? Als sie dabei zu Erkenntnissen kamen, die angesichts der damals extrem begrenzten technischen Möglichkeiten für uns bis heute unterwissenschaftlichen Gesichtspunkten mehr als verblüffend und beeindruckend sind.

Stellten auch sie sich schon diese Frage, die Maya, Ägypter und Griechen? Lag ihrer Idee von einer Götterwelt, die sie sich ausdachten, um die Einwirkung außerirdischer Einflüsse auf ihr menschliches Dasein zu „erklären“, vielleicht die Idee einer außerirdisch existierenden Intelligenz zugrunde – ohne dass sie das jemals so bezeichnet hätten? Tragen wir in uns vielleicht schon seit jeher die Ahnung, dass wir nicht „allein“ sind in diesem Universum?

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Diese Frage können wir nicht beantworten, aber wir sollten uns mit ihr beschäftigen. Ein Symposium der NASA/Library im September dieses Jahres, an dem neben Philosophen, Theologen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen auch drei Vertreter des SETI Instituts als Redner beteiligt waren, hat das getan. Darunter auch Dr. Seth Shostak. In einem interdisziplinären Austausch wurde die Frage diskutiert, wie wir uns auf neue Erkenntnisse über die Existenz von außerirdischem Leben einstellen und wie wir es als Menschheit schaffen, unseren Platz im Kosmos neu zu definieren.

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OUBEY lebte von frühen Jahren an in einem kosmozentrischen Selbstverständnis. Ein anderes war für ihn nicht vorstellbar. Mir ging und geht es ähnlich. Dass nun ein Symposium an diesem Ort der NASA/Library zu diesem Thema in derart interdisziplinärer Besetzung stattfand, ist ermutigend und hätte ihn sehr erfreut. Es zeigt, dass unser kollektives „Weltbild“ sich an entscheidender Stelle auf dem Weg vom geozentrischen über das homozentrische hin zum kosmozentrischen „Welt“bild zu befinden scheint.

Der Film STARMAN von John Carpenter aus dem Jahr 1984 zeigt, wie groß die Herausforderung an unser etabliertes Selbstverständnis ist, wenn uns ein intelligenter(er) Partner aus einem anderen kosmischen System auf dieser Welt begegnet, und wie weit wir von einem intelligenten Umgang mit eventueller außerirdischer Intelligenz entfernt sind. Der Film ist zwar dreißig Jahre alt und vom Design her ein wenig überholt. Aber er ist mit seiner Botschaft unserer Zeit noch immer weit voraus.

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