Thoughts & Insights

Reflections of OUBEY

Was fühlt ein Mensch, wenn er ein Kunstwerk betrachtet? Welche Gedanken, Assoziationen und Emotionen ruft es hervor? Dieser Frage geht das MINDKISS Projekt seit nunmehr zehn Jahren auf unterschiedlichsten Wegen nach. In der „Art of Resonance Show“ des Projekts, die kürzlich in Leipzig ihre Premiere hatte, öffnet sich hierfür ein weiterer ganz neuer Weg.

Welche Wege wurden bisher beschritten?

  • In den „Encounters“ äußerten Menschen beim Anblick eines Bilds von OUBEY, das sie bisher nicht kannten, spontan in ihren eigenen Worten die Gedanken, Gefühle und Assoziationen zu diesem Bild vor laufender Kamera. Wir erfahren von ihnen das, was sie mit uns in ihren eigenen Worten teilen. Das ist ungemein interessant, spannend und erhellend – eine wunderbare Quelle zur Erschließung von OUBEYs Kunst durch die Augen und Gedanken unterschiedlichster Menschen, die allesamt keine Kunstexperten sind.
  • Eine nonverbale Resonanz auf OUBEYs Bilder fand erstmals in Uganda statt. Dort hatte die Nagenda International Academy of Art and Design Menschen aus der Region um Kampala eingeladen, im Rahmen eines Workshops ihre Gedanken, Assoziationen und Gefühle künstlerisch in eigenen Bildern zum Ausdruck zu bringen, also mit Pinsel und Farbe auf einer Leinwand. So zu sehen im Video „OUBEY in Africa“.

Die „Reflections of OUBEY“ eröffnen nun einen Weg, der sowohl auf Sprache als auch auf sonstige Hilfsmittel verzichtet. Denn Künstliche Intelligenz macht es möglich, selbst aus der minimalsten Mimik eines Menschen beim Betrachten eines Bildes die Gefühle zu „lesen“, die er hierbei empfindet. Das mag den einen oder anderen befremdlich anmuten, so wie manch anderes, was mit Künstlicher Intelligenz zu tun hat. Was im Fall der „Reflections of OUBEY“ daraus entsteht, hat die Besucher der „Art of Resonance“ allerdings so neugierig gemacht und begeistert, dass sie zeitweise in einer langen Schlange geduldig darauf warteten, ihre eigenen Emotionen beim Betrachten eines Bilds von OUBEY kennenzulernen. Ähnlich war es bereits vier Wochen zuvor in Moskau, wo die „Reflections of OUBEY“ beim „Art&Science Festival“ ihre Generalprobe hatten.

Das war nicht nur die Lust am Entdecken der eigenen Emotionen, sondern auch die Neugier auf die Verknüpfung dieser eigenen Emotionen im Zusammenspiel der Resonanz mit Farben und Mustern aus verschiedenen Bildern von OUBEY. Das wirklich Interessante und Bleibende sind hier nicht die Emotionen, sondern es ist immer dieses neue, individuelle und einzigartige Bild, das aus der Verbindung eigener Emotionen mit fremder Kunst entstand – eine Emergenz aus OUBEYs Kunst und den Gefühlen eines Menschen beim Anblick dieser Kunst. Man könnte es ein emotionales OUBEY-Resonanzbild nennen.

Jede Farbe steht für eins der elementaren menschlichen Gefühle. Der Flächenanteil einer Farbe in den Mustern des Bildes steht für die Intensität dieser Emotion. Manche Besucher äußerten die Befürchtung, ihre Gefühle könnten zu negativ sein. Gerade für sie mag das Ergebnis am Ende eine wertvolle Erkenntnis gebracht haben: Egal welche Emotionen im Spiel sind – die Bilder, die aus dieser Resonanz entstehen, sind allesamt eine optische Sensation. Die künstlerische Transformation – wie die Kunst selbst auch – befreit den Betrachter des Ergebnisbildes von der etablierten Bewertung menschlicher Gefühle.

Ob ein Bild nun von leuchtendem Rot, strahlendem Gelb oder dunklem Schwarz-Blau dominiert wird, oder ob sich nahezu alle Farben darin mosaikartig abbilden, hat nichts mit der Qualität der Emotion zu tun, sondern nur noch mit der Ästhetik dieses Bildes. Deshalb machten auch viele Besucher von der Möglichkeit Gebrauch, sich ihr eigenes Bild ausdrucken zu lassen, um es mit nach Hause zu nehmen.

Der Code, durch den die registrierten Emotionen in Farben und Strukturen aus Bildern von OUBEY und damit in neue Bilder umgewandelt werden, sowie die gesamte Anwendung wurde von unseren großartigen Projektpartnern Juliana und Andrey Vrady entwickelt.

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